Meine Cousine kann es immer noch nicht ganz glauben. Entrüstet erzählt sie mir von ihrer Enttäuschung: Die Sneaker, auf die sie schon so lange hin gespart hatte, seien nicht mehr lieferbar - und das schon seit Wochen. Sie ist eine treue Liebhaberin des Sportherstellers Puma - umso härter trifft sie die Erkenntnis, dass sie sich von der Wunschvorstellung ihrer geliebten Turnschuhe unter dem Christbaum verabschieden kann. Auch wenn ich ihre religionsartige Verherrlichung dieser Sneaker nicht ganz nachvollziehen kann, ist mir bewusst, dass meine Cousine hier keinen Einzelfall darstellt. Grund dafür sind weltweite Lieferausfälle, die nun auch den Sneaker-Markt heimsuchen und insbesondere Konzernriesen wie Puma, Nike und Adidas negativ beeinträchtigen. Speziell Vietnam, ein Hauptproduzent von Turnschuhen, ist stark von der Delta-Variante des Covid Virus betroffen, woraufhin ein strikter Lockdown die Produktion komplett lahm legte. Die anfangs noch hochgepriesene Globalisierung scheint, insbesondere in Zeiten der Covid19-Pandemie, vielen Sportartikelherstellern in den Rücken zu fallen. Die Maßnahmen, die aufgrund des Ausbruchs einer unberechenbaren Krankheit notwendig werden, zeigen deutlich, wie fragil die Konzentration der Produktion auf ein und demselben Hersteller in Billiglohnländern ist. Und wie wenig die Welt auf Krisensituationen wie jene, die uns jetzt begegnen, vorbereitet ist. Hinzu kommt ein Mangel an Containern und ein drastischer Kostenanstieg der Frachtraten. Alternativ soll nun die Fertigung der Schuhe nach Indien, China und Indonesien verlagert werden. An der Nachhaltigkeit dieser Notlösung ist jedoch zu zweifeln.
Obwohl die Pandemie und ihre Folgen sowie die damit einhergehenden Lieferengpässe in zahlreichen Produktkategorien wieder einmal die Fragilität von globalen Lieferketten sowie zugleich die Wichtigkeit einer regionalen Herstellung aufzeigen, wird die Chance zum Umdenken in der Pandemie außer Acht gelassen und sehnsüchtig auf eine Rückkehr zur Normalität gewartet. Wie so oft bewahrheitet sich wieder die Annahme, dass die Probleme der Globalisierung bereits vor dem Ausbruch des Coronavirus bestünden und die Pandemie sie nur noch deutlicher ans Licht bringe. Es wird endlich Zeit an eine Einstellungsänderung zu appellieren, die nicht nur uns als Konsument*innen, sondern auch die großen Konzerne betrifft, sodass eine Aussicht auf eine neue Normalität begrüßt und Chancen sinnvoll genutzt werden können.
Did you know you can vote on comments? You can also reply directly to people's comments.